Johannes Brenz und Jakob Andreae an Kurfürst August von Sachsen

Brenz u. a. an August von Sachsen

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jm Buech, das dise wortt christi, das ist mein leib etc. noch fest stehn etc.Idem a nobis diciturIn dem buch, das dise wortt das ist mein leib etc. noch fest stehno etc.Gal. 4; Colo. 1; Heb. 167 Mt. ultimo68Colo. 2.69 Philipp. 270

| 169r | Durchleuchtigster, Hochgeborner Churfurst, die gnad deß Allmechtigenn durch Jesum Christum, vnsernn ainigen haylandt, sampt vnserm vnderthenigstem dienst vnnd gebett zuuor. Gnedigster herr, Wiewol wir vnns zuberichtenn habenn, das wir auß vilenn vrsachenn E'ure' Ch'urfürstlichen' G'naden' mitt vnserm vnzeütichenn schreibenn billich vnnd vnderthenigst verschonen soltenn, wir auch selbß vonn hertzenn wünschtenn, die sachenn weren der massen gestallt, das wir solcher vnruwe überhabenn sein möchtenn; jedoch nach dem wir nicht allein von wegenn vnserer personen, Sonder vill mehr zur erhalltung Christlichs verstandts vnnd ainigkeit in der rechten, wahren lehr der Religion hierzue notürfftigklich getruͦngen werdenn, So ist an E. Ch. G. vnser vnderthenigst bitt, sie wölle vnser anligen, so wir hierin schrifftlich jnn vnderthenigkeit verfast, gnedigst vernemen.

Dann es ist vns vnlangs vor dato vonn guettenn freündenn ein schrifft, an E. Ch. G. gestellt, deß Titels Censura Theologorum de disputatione D. Joannis Brentii1 et Jacobi Andreae2 de Maiestate christi, deß datum zu Wittenberg, den 25. Aprilis in die Marci Euangelistae etc. vnnd vnderschrifft E. Ch. G. vndertheniger diener, Decanus3, senior4 vnnd andere Doctores professionis Theologicae5 E. Ch. G. vniversitet zu Wittenberg etc., überschickt vnnd zue kommen, jn massen E. Ch. G. auß | 169v | der Copey6, hiebey mitt A bezaichnet, gnedigst zuuermercken hatt, jnn wölcher schrifft nicht allain wir als die geringsten, Sonder auch der lieb Doctor Luther sälig jnn der leer de Maiestate christi diser gstallt so gfärlich vnnd beschwärlich angezogenn werden, das wir, da die bemelt schrifft sollt weitter ausgebreittet werden (wie leichtlich zugedenckenn, das sie allberaitt jn vill hendt khomen, welche sich darab nicht wenig geergert7 vnnd vnserthalbenn entsetzt, alls sollten wir ain leer füerenn, deren billich in der hochen schuͦl zu Wittenberg widersprochenn), nicht vmbgehn köntten, vns auch der gebür vnnd nothurft nach öffentlich zuuerantwortten. Nun wöllen wir gern darfür halltten, die Ehrwürdigenn vnnd hochgelerten herren Theologi zu Wittenberg, vnsere freündtliche liebe herrn vnnd Brüeder, habenn eegenante schrifft aintweders nitt gestellt oder mitt gfar nicht ausgebraittet, jedoch dieweil es ie in ander leütt hende vnnd vnder solchem namen ist auskhomen, hatt vns gar nicht gebüeren wöllenn, daß selb mitt stillschweigen zuͦvmbgehnn, Die bemelte herrenn Theologi freundtlich bittent, sie wollen vns vnser nothuͦrfft nach nicht verdenckenn, Sonder gunstiglich vnnd brüederlich entschuldigt habenn. Vnnd anfangs haben wir vns mitt E. Ch. G. Theologen durch die gnadt deß Allmechtigen jn disenn puncten leichtlich zuuergleichenn, das jnn glaubens sachen biß weilen vil sicherer, Rhattsamer vnnd nützlicher sey, etwan ainenn oder zwen gwise vnbeweg- | 170r | liche grundt der sachenn mitt ainfelltigem, vngezweyfeltenn glaubenn, ohn weittleüffige disputation vnd gezenck, annemen vnnd dem widersprechende thaill entgegen setzenn, dann alles, so der gegenta8 verwendet, mit disputation widerlegenn vnnd zu grundt aussfüerenn wöllen etc. Das ist aber vnns bschwerlich, das wir hiemitt durch die obgemelte Theologi jn disenn verdacht bey meniglich gezogen werdenn, als ob wir durch vnser schreibenn vnd disputation jnn gegenwürttiger sach vonn dem heiligen Abentmal deß herren Christi vnnötig, gfärlich, weittleüffige disputation, gezenck vnnd streit dermassenn einfüerenn, das dardurch die warhait mehr verlorenn oder verdunckelt denn erklärt vnnd erhallten werdt.

Dann, da wir bedencken den vrsprung deß handels von der rechten, waren vnnd wesenlichen gegenwürtigkeit deß leibs vnnd Bluets vnsers herrn christi jn seinem Abentmal, So erfindt sich, das der gegenpartt redlins füerer, Carolostadius9, Zwinglius10, Oecolampadius11 vnd Calvinus12, wider die ietzbemelte gegenwertigkeit deß leibs vnnd Bluets christi jm Abentmal jm grundt ainerlay mainung sein. Aber Carolostadius hatt anfangs gar grobe vngereümte argumenta gefüeret, daruff ist khomen Zwinglius, der hatt es etwas glümpffiger13 machen wöllen, disem ist Oecolampadius zuegesprungen vnnd hatt sich vnnderstanden, die sach noch glümpffiger darzugebenn, vff dise alle färet daher Calvinus, vnnd wiewoll er in der hauͦpttsach, wie vermeldet, vnnd in der verleügnuß | 170v | der waren wesentlichen gegenwertigkeit deß leibs vnnd Bluets christi jm Brott vnnd Wein deß Nachtmals mit Carolostadio, Zwinglio vnd Oecolampadio ainig, so khan doch er die selb mainung mit solchen glümpffigen wortten dargebenn, das die vnbedachten (nach dem er mitt vns gleichredet, so er doch ein vngleiche mainung hatt) ehe dadurch verfüeret denn sie es gwar werden, auch sich nicht anderst berichten wissen, dann das er von dem heyligen Abentmal mitt vns gleichförmig lehre.

Wiewol nun der lieb Doctor Luther sälig sich diser sach mitt ernst angenomen vnd durch Gottes gnadt mitt grundt göttlichs wortts gnuͤegsam erkläret, jedoch hatt es bey denn Zwinglianer oder Caluinianer so wenig erschossenn14, das sie nitt allain gantze Königreich vnnd vnzalbarliche Kürchen verfüeret, Sonder auch vns beschuldigen, wir glauben nicht die vrstendt der todten vnnd anders gantz beschwerliche vfflage, jn massen des Bullingers15 büechlin de coelestibus mansionibus16 ausweiset, habenn auch offentlich widerumb repetieret vnd inculcieret17, das vnser mainung von der rechtenn wesentlichen gegenwertigkeit des leibs vnd Bluets christi jm Abentmal widerstrebe den fürnembsten artickeln vnsers waren Christlichen glaubens, das Christus sey mensch worden, Sey gehn Himel gefaren vnnd sitze bzu der gerechten gottes etc.b Das ist auch von jnen mitt solchem schein fürgegeben worden, das gleich wie vor | 171r | zeitten Arrianismus, also auch ietz der Zwinglianismus weit vnnd Breit stillschweigent gantz verderblich einschleichet. Vnd das gschicht nitt allain in frembden Nationen, Sonder auch in der Nachbarschafft derenn kürchen vnd schullen, darin wir zu lehren vnd predigen berueffen vnnd verordnet.

Da nun das fewer jn der Nachbarschafft also vffgangen vnnd vmb sich gefressenn, hatt vns ampts vnd obligender nott der kürchen halben nicht gebüeren wöllenn, lenger zuezusehen, das nicht allain die einfeltige wortt Christi jm nachtmallc so jämerlich gemartert, dsonder auchd die Artickel vnsers glaubens de incarnatione christi, Ascensu eius in coelum, ac sessione eius ad dextram dei patris also tölpisch verfüerisch vnd vnchristlich verfinstert vnnd von jerem rechten verstandt wider die meinung des heiligen Geists jn göttlicher schrifft geoffenbaret, verkeret wordenn. Dergleichen köndten wir auch nicht vff beiden achselen tragen vnnd mitt lauieren bey beiden widerwertigenn Partheyenn freündschafft suechen. Man sagt, es könde niemands lenger frid haben, dann sein nachbar woll.18 Hieruff, da die Zwinglianer bey jnen selbs bliben, die Artickell des glaubens vnangefochten gelassenn, das fewer sich nicht auch jn vnser hauß oder schoewer zu werffen vnderstanden, So hetten wir auß Gottes gnadt vns woll wissenn der gebür nach zuuerhallten. Dweil aber die sach also gestaltet, das zu solchem gschrey der Zwinglianer die kürchen nicht allain betrüebt, Sonder | 171v | auch verfüeret, So haben wir vermüg göttliches berueffs dem herren christo vnnd seiner rechten, waren, lieben kirchen vnsern wiewoll geringen, doch getrewen vnnd müglichen dienst nicht versagen sollenn. Darumb hetten wir vns zu E. Ch. G. Theologen versehenn, sie würden vnser jn ansehung aller diser sach gelegenheit mitt vorbemeltem verdacht, als sollten wir vnnötig disputation eingefüeret, freuntlich verschonet habenn.

Noch beschwerlicher ist es, das die ietztbemelte herrn Theologen gern wöllten die fürnembsten Artickell vnsers Christlichen glaubens de incarnatione christi, de ascensu eius in coelum et sessione ad dextram dei patris von der jnstitution deß herren Abentmals vnd edes selbene erklärung diser gstallt absöndern, als sollt die Stifftung Christi von der rechten, waren, wesenlichen gegenwurtigkeit des Leibs vnnd Bluets Christi jm Abentmal bestehn. Die bemelten Artickell fwerden nachf der schweitzerischen Theologen oder nach vnser meinung verstanden vnnd erkläret, das also die falsch oder warhafftige solcher Artickel erklärung dem rechten verstandt des Abentmals nichts gebe, nichts neme, Sonder der selb müesse allain auß der Stifftung Christi anfenglich vnnd entlich erwisenn vnd dargethon werden etc. Sollichs E. Ch. G. Theologen schreibens wissen wir gvns nicht gnuegsamg zuuerwunderen, konden vns auch nicht berichten, das sie es mitt ernst gmeinen, sonder verhoffen, sie vermelden es mehr disputandi quam asseverandi gratia. | 172r | Dan da man die Stifftung des Abentmals vnnd die wortt Das ist mein Leib, das ist mein Bluet recht bedenckenn vnd verstehn will, So mueß gwislich vorhin bedacht vnd erkant sein, wer die Person sey, so sollichs gestifft vnnd geredt hab, nämlich das es sey Christus, warer Gott vnnd mensch, jnn woͤlchem Gott vnd mensch personlich vereinigt, vnnd sey gefarenn über alle himel, Sitze zur gerechtenn Gottes des vatters, das er Allmechtig sey vnnd alles erfülle, ja dise Artickell deß glaubens vnnd die erkantnus jres rechten verstandts, jn massen es die heilig Göttlich schrifft ausstrücklich erklärt, sein also nötig zu erklärung der Stifftungh vnnd der wortt des Abentmals christi, das, wan ausserthalb Christo ein anderer, es sey gleich Engel oder Mensch, ein solche Stifftung fürgenomen vnnd solche wortt geredt, so müessen sie vnleügbar eintweder ein lge sein oder ein Zwinglischen verstandt habenn, das Nmlich mitt brott vnnd wein der Leib vnd blut christi nicht warhafftig dargeben werde. Wölcher auch die bemelten Artickell vnnd jren rechten Christlichen verstandt von dem Abentmal mitt ernst absöndert vnd hellt, sie geben oder nemen disem handell nichts, der mueß gwislich in recessu et latebris cordis sui19 (er halte gleich mitt wortten vnnd gedancken die wesenliche gegenwürtigkeit des leibs vnd bluets christi jm Abentmall vff das allerbest er jmmer wöll) eintweder ein Bäbstlicher Zauberer | 172v | sein, der durch Krafft seins sprechens über das Brott vnnd wein den zůuor abwesendenn leib vnd blut christi von himel herab bringe vnd mache sie in das brott vnd wein gegenwürtig, Oder ein Zwinglianer vnnd Caluinianer, der den leib Christi diser gstallt jn den leiblichen himell anbindet, das er seiner warhafftigen Substantz vnnd wesen nach nicht mög wesenlich mitt brott vnnd wein gegenwertig sein.

Dan da christus nicht ein solcher herr were, das er nicht als ein warer Gott vnnd mensch vnzertrenlich ini himell vnnd erdenn, nach artt der gerechten Gottes, gegenwürtig were vnd erfüllet, So würden die wortt des Abentmals Das jst mein leib, das ist mein blůt die abwesende leib vnnd blt christi langsam warhafftig vnnd wesenlich gegenwürtig machenn, das also im grůndt vnnd vnderschidlich zu redenn, So bringen vnnd machenn die Stifftung vnnd wortt des Abentmals nicht allererst vffs new den abwesenden leib gegenwürtig, Sonder die Bemellten Artickel des glaubens de personali unione et sessione ad dextram dei bezeügen vnwidersprechlich, das der leib christi zuuor gegenwertig sey, die Stifftung aber vnnd die wortt des Abentmals geben die austeilung des vorhin gegenwertigen leibs. Personalis enim unio et sessio ad dextram dei testantur praesentiam corporis, institutio autem et verba caenae testantur dispensationem corporis, wie D. Lutherus selig fein vnderschidlich dar- | 173r | uon schreibt vnd sagt:

Was will nun hie werden? Es will das darauß werden, Wen christus im Abentmall dise wortt (das ist mein leib) gleich nie hett jgsagt noch gesetztj, so erzwingens doch dise wortt (christus sitzt zur rechten gottes), das sein leib vnnd Bluet da müge sein wie an allen andern ortten vnd darff hie nicht ainiger Transsubstatiationk20 etc.

Vnnd baldt hernacher:

dieweil Christus menschait zur rechten Gottes ist vnd nun auch jn allen vnd über allen dingenn ist, nach artt göttlicher rechten handt, So würstu jn nicht so fressen noch sauffen als den Köl vnnd Suppen vff deinem Tisch, er welle denn, Er ist nun auch vnbegreifflich wordenn, vnd wirst in nicht ertappen, ob er gleich inl deinem Brott ist, Es sey denn, das er sich dir anbinde vnd bescheide dich zu einem sonderlichen Tisch DVRCH SEIN WORTT, vnd deütte dir selbs das brott, da du jn essen sollt, wölches er dann thuet jm Abentmal etc.

Hactenus Lutherus.21

So sein wir auch nicht die ersten, die sich der offtbemeltenn Artickell de unione personali et sessione christi ad dextram dei patris zur bestetigung der warenn wesenlichen gegenwürtigkeit des leibs vnd Bluts Christi jm Abentmal gebrauchen, Wir habenn hierjn nicht allain des herrn Lutheri selig, Sonder auch anderen gelerten leütt offenbarliche kuntschafft. Lutherus in seiner bekantnus von dem | 173v | Abentmal Anno 28 ausgangen, schreibt also: Meine gründe, daruff ich stehe, jn solchem stück, sein dise: Der erst, ist diser Artickel vnsers glaubens, Jesus Christus ist wesentlich, natürlicher, warhafftiger, völliger Gott vnnd mensch jn einer person vnzertrent vnnd vngewillt; Der ander, das Gottes rechte handt allenthalben jst22 etc.

Justus Menius23 hatt Anno 1544 ein schrifft wider den geist der widerteüffer ausgehn lassenn24, darein D. Lutherus selig ein Praefation gestellt25, vnnd rüemet die ietzbemelt schrifft dermassenn, das er sagt, der Widerteüffer Ketzerey sey darin so gwaltig widerlegt, das, wan ein kuw vernunfft hette, so müsse sie sagen, Es were ja die warhait vnnd kündte nicht anderst sein etc.26 In der selben schrifft schreibt Justus Menius also, der Artickell, der do lehret, das Christus die wellt verlassenn, zum vatter vffgefaren sey vnnd zu seiner rechten sitze, hindert denn glauben gar nichts, jn dem Artickell, das sein leib vnd blut jm Abentmall gegeben werde, Sonder sterckt vnnd bekrefftiget jn vil mehr, das er dester leichter, ja auch dester gwiser im glauben ist etc. Vnd hernach, wie die recht handt Gottes allenthalben jm himel vnnd erden gegenwertig ist, alles allein schaffet, erhellt vnnd regiert vnd an keinem sonderlich ortt oder stett mag gebunden werden, Also mueß man auch Christum, nicht allain nach seiner ewigen | 174r | göttlichen, sonder auch nach der angenommenen menschlichen natur, so weit sich die rechte Gottes, das ist sein vnentliche göttliche macht vnd gwallt, erstreckt, auch gegenwürtig sein vnd bleiben lassenn, vnnd solt der geist mitt allen seinen mittgeistern drüber noch so toll vnd thöricht werden, jst er aber neben vnnd zu gleich mitt der rechtenn Gottes allenthalbenn gegenwürtig, So ist er auch freilich jm Abentmall, wie die wortt seiner verhaissung lautten. Hactenus Menius27.

Neben dem hatt Caspar Huberinus28 ein disputation, so hie bey mitt B. verzeichnet, gelegt, jm truck ausgehn lassenn29, darjn er auß grundt, vermüg der offtbemelten Artickell die warhafftige wesentliche gegenwürtigkeit deß leibs vnd bluts Christi, austrucklich leeret vnd erweiset, jst auch darob von keinem Augspurgischer Confession verwandten Theologo niemals vnsers wissen angefochten worden, So ist es offenbar, das die Confessio Saxonicarum Ecclesiarum30 wider den Calvinum, neben andern fundamenten, auch dise Artickell, unionem Hypostaticam31 et sessionem christi ad dextram dei, für das fundament setzen, daruff die wesenliche gegenwürtigkeit des leibs vnd Bluts Christi jm Abentmall gegründet ist, vnnd sagt also: | 174v | Primum fundamentum est aeterna et immota veritas verborum christi.32 Secundi fundamenti loco bene observetur, quid potestatis autori huius coenae sacrae literae tribuant.33 Tertium fundamentum aeque firmum et cum prioribus coniunctissimum est UNIO Hypostatica divinae et humanae naturae in christo etc.34 Quartum fundamentum est ascensio christi in coelum eiusque ad dexteram dei patris sui sessio35 etc.

Hieruff, da E. Ch. G. Theologi oder Autores des offtbemelten scripti vns beredenn vnd erweisen köndten, das die ietzerzelte, treffenliche menner vnnd insonderhait D. Lutherus selig vnnutz wescher36 seien, als die jnn diser sach, weittleüffige vnd gfarliche disputation vnnd streitte erregt, auch die Artickell des glaubens de unione personali et de sessione christi ad dexteram dei nicht iuxta testimonium et legem expliciert vnnd darzu ein anders Euangelion, denn von den Aposteln gelert, furgebracht, oder die Stim des herrenn Christi nicht gehörtt hetten (dan die Autores des scripti schantzen37 dahin, das sie D. Luther selig vnnd andere, so jm hierjn nachfolgen, jn sollich fein, schön verdacht bringen), wöllten wir durch gottes gnadt baldt vnd gern mitt jnen ains werden. Aber die weil sie allain | 175r | blosse wortt fürgeben, hetten wir freündtlich vnnd Brüederlich verhofft, da es ye nicht jr gelegenheit gwesenn, vnser vnnd der andernn, so vor vns hieuon geleert, disputiert vnnd geschribenn, zuuerschonen, Sie würden doch vff das wenigst des herrn Lutheri seligen, der vill ein anders vmb die liebe kirch des Sons gottes verdient vnnd durch den sie vnnd wir auß gottes gnaden in der erkantnus der rechtenn wahren Religion erboren (also zureden) vnnd erzogen sein, verschonet haben.

Was dann mich, Johannem Brentium, jnsonderheit belangt, das sie mir in disem meinem hohen alter die ruwe wünschen vnd die fürsorg wagen, mein andere arbait möchten durch dise ietzige disputation verdechtig gmacht werden etc. Wiewol es von andern anderst gedeüttet würde, jedoch dancke ich jnen das freüntlichenn gmüetes gantz dienstlich vnd wölte vonn hertzen gernn jres wunsch auß gottes gnaden gniessenn, Darbey aber sollen sie bedencken, das ich nicht allererst jn meinem allter zu diser sach mich getrungen, Sonder bin auch in meiner jugent, da die controversia de coena domini zu vnsern zeytten angefangen, damitt beladen gewesenn, hab ich auch mein Vocation treülich wöllen verrichten, So bin ich hierzue genötiget worden. Jch weiß mich durch gottes gnaden woll zuberichtenn, das ich nicht der Mann bin, wie sie von mir | 175v | schreibenn, der alle gelerte oder alle gleübige zu einerlay meinung jn diser vnnd anderen Religions sachen bringen mög etc., das ich aber deshalbenn nicht sollt meins besten (wie woll gantz geringen) vermügens den wölffen helffen wehren, damitt sie vnder der herdt Christi nicht so greülich rumorten, das ich auch in meinem allter mitt stillschweigen (beuorab jn der nodt, wie oben vermeldet, vnd da die recht kirch Christi die rechte offentliche bekantnus erfordert) vmbgehn sollt, was ich jnn der jugendt auß gottes gnadt durch die übung jn der heyligen gottlich schrifft auß anweisung des Herren Lutheri selig als des erwelten werckzeüg gottes gelernt vnnd gfast habe, das würde freilich niemandts gsunds vnnd Christlich verstands billichen könden.

Da auch die junger vnnd andere jr officium, wie sich gebüeret jn der ausbereitung des Zwinglianismi zu diser zeyt gethon, So were es mir vnd anderen ja betagten männern woll überbliben, vns jnn sollich vnruw zubegeben, dieweil es aber geht, wie es geht, vnd steht, wie es steht, So hab ich müessenn, ja auch wider meinen willen, die allten scherben vollendt daran setzen.

Dan, das meine andere schrifften sollten diser ietzig disputation vnd streit halben verdechtig gmacht werden etc. Wie woll ich meine schrifften, der kirchen Christi gar vnnötig erkenne, vnnd wölch die heylig | 176r | schrifft auß den Commentariis verstehn lernen will, der finndt vill besser vnnd nutzlichere schrifft denn die meinen, yedoch, da jch ye nutzlich etwas geschaffet, So verhoffe ich, das meine ietzige schrifft de Maiestate christi et coena Dominica38 die vorige also gar nicht verdechtig machen, das sie vil mehr dardurch Commendiert vnnd Illustriert werden, jn welchen ich disen grundt von der Maiestet deß Menschen Christi gefüret vnnd von Niemand Augspurgischer Confession jemals angefochten worden. Den freundt, sagt man, kennet man jnn der nott. Nun geht der Zwinglianismus vnd Caluinismus daher mitt gwallt, vnd die weehren sollten, mussitiern39, Da ist die nodt, das, wer stab vnnd stangen tragen mag, der kirchenn getreülich zuespringe vnd seinen besten müglichen dienst erzeige, damitt nicht wie bisanher ettlich hochs vnnd niderstands mitt grossen seüffzen, ein guete zeit her geklagt, die Theologi vnnd Ministri ecclesiarum als canes muti erfunden werden. Darumb wan meine andere schrifftenn solten durch die ietzige verdechtig gmacht oder ich in bschwerdt vnnd nachred gesetzt werden, So ist es nicht zuuersichtlich, das es bey denen, so der rechten Christlichen lehr de vera et substantiali praesentia corporis et sanguinis christi nachfolgen, Sonder allain bey den Zwinglianer vnd Caluinianer, auch bey denen, so heimlich mitt in leichen40 gescheen möcht, wölches aber mir, nach dem ich sie für abgesagte | 176v | feindt Christi vnnd seiner kirchen erkenne, also gar kein beschwerdt bringt, das ich dester frölicher vff die ankunfft des Hern Christi wartten will. Maledictus enim qui facit opus domini fraudulenter.41 Benedictus autem qui facit opus Domini obedienter et perseveranter.

Das nun ferner die Autores huius scripti bekennen, sie seien jm Artickell vom Abentmall vnd von warer gegenwürtigkeit des leibs vnd blts christi, so vill die Summa vnnd grundt diser sachen belangt, vns verwandt vnd zugethon etc., Auch inen nitt missfallen lassen, das die fleischliche kündische reden des gegenteils vom himell vnd rechten handt gottes gestrafft vnnd verworffen werden etc., das lassen wir jnn seinem werdt berwen vnd wünschen von hertzen, das es rechter ernst sey. Aber, was jn der bemelten schrifft hernach vast biß an das endt volget vnnd andere handlungen sein der massenn geschaffen, das wir vns beschwerlich der gedancken erweehren könden, als were sollich Confessio ein Cothurnus42 vnd möcht nach seiner gelegenhayt vnd auslegung bey beider Parteyen statt finden. Dann was diß scriptum hernach von beiden naturen jn Christo vnd zwen eigenschafftenn, auch von Nestorio43 vnd Eutychete44, wölcher gstallt sie jn Conciliis verworffen, prediget, das würdt eben jn diser handlung vns auch von den | 177r | Zwinglianer fürgeworffen vnd dahin gedeüttet, als ob wir jn vnsern schrifften vnd disputationen dem Nestorio oder Eutychete beyfall thetten etc. Nach dem wir aber vns so offt, so deüttlich, so klärlich, so weütleüffig declariert vnd vnsers verhoffens gnugsam, beuorab bey denen, so das ohr nicht vff den Zwinglianismum gehengt, erweisen, das wir hierzu weder mitt Nestorio noch Eutychete vnd jren falschen jrthummen gmeinschafft oder verwandtnuß haben, So bitten wir die Autores huius scripti, sie wollen vns sollichs bezigs, verdachts oder beschuldigung freüntlich enthaben, auch sie brüederlich ermanen, da sie nicht Zwinglisch oder Caluinisch sein wöllen, das sie sich auch jrer argumenta, so die selben wider vns, wiewoll vnbillich vnnd mitt keinem grundt der warheit füeren, furohin enthallten.

Das sie aber vns beschuldigen, wir füeren jn diser sach vill vnbekanter, newe, frembde vnd gfärliche rede, so weder jn den Biblischen schrifften noch jn den eltisten kirchen lehrer gefunden, auch in den selben länder, kirchen vnnd schulen von jren vättern nicht gehöret noch gelernet etc., möchten wir sehr woll leiden45, das sie das kindt genent vnnd die selben vnbekante, newe, frembde vnd gfarliche rede mitt namen ausgetruckt vnnd deüttlich angezeigt hetten, dann wir könden vns nicht erjnnern, das wir jnn diser sach jemals rede gebrauchet, so eintweder jn der heyligen göttlichen schrifft nicht auß- | 177v | trucklich gefunden oder darinn nicht warhafftiglich gegründet seyen, So haben wir vns so vill müglich geflissenn, bey den wortten der heyligen Allten vättern zubleiben, jn massen dan wir auch der selben Testimonia zu mehrem mall angezogen.

Aber es ist vns nicht fürnämlich zu thuen vmb die rede vnnd Phrases sermonis, Sonder vmb die rechte, warhafftige meinung, Da wir der meinung mitt einander eins weren, So würden sich die rede vnd Phrases woll schickhen könden. Man hatt auch sich (ausserthalben der nodtlichen, zenckischen hadermetzen46) der neuwen vngwonlichen reden bey frummen verstendigen Christen nie so hoch entsetzt, das man darumb ein grossen kesselm hett vbergehenckt, wan die mainung recht vnnd Christlich erfunden worden ist.

Zu seiner zeytt ist homousion47 ein new vngwonlich vnd frembdt wortt gewesenn, hatt auch zu allerlay hader vrsach gegeben, da aber sich erfunden, das sein rechte vnnd Christliche meinung jn der heyligen prophetischen vnd Apostolischen schrifften gegrundt, So hatt man es sollen vnnd müessen passieren lassen. Hernach ist die redt, Hypostatica seu personalis unio, auch neuw vngwonlich vff die ban khomen vnd wurdt eben als wenig nach dem buchstaben jn der heyligenn schrifft erfunden als Homousion, nichts dester weniger, dieweil die meinung solcher rede Christlich vnd der göttlichen schrifft gmess, hatt sie bey der Christlichen kirchen jren platz erlangt. Also auch, da wir schon jn dem gegenwertigen handel ettlich | 178r | vngwonlich vnnd frembdt rede gebraucht hetten, da mitt wir ein rechte Christliche meinung explicierten vnd erklärten, So soll dasselb vns billich vnuerweislich vnd vnnachteilig sein.

Das vocabulum ubiquitas haben wir nicht erdacht vnnd werden die Autores huius scripti sich woll zuberichten wissen, woher es vrspünglich kombt, vnd nach dem es ein heslich, feindtselig vocabulum ist, So gebrauchen sich desselben vnsere widersehern48 mitt sonderm bedencken vnd lust, das sie dardurch die leer von der rechten Maiestet Christi auch hessig vnd feindtselig machen.

Wir brauchen woll das wortt Omnipraesentia, wan wir von der Maiestett der Menscheit christi reden, wir haben aber darbey die recht Christlich meinung mitt so klaren, hellen sprüchen der heyligen schrifft durch gottes gnadt dermassen dargethon, das sie noch kein Zwinglianer hatt vmbstossen mögen. Es lassen auch die Autores huius scripti dieselben vngebissen49.

Vnnd nach dem wir erfunden, das der herr Lutherus selig dise proposition (christus ist mitt seinem leib oder menscheit allenthalben) mitt kuntschafft der göttlichen schrifft der massen erkläret vnd befestiget, das es vnsers bedunckens nicht hett woll mögen gwaltiger dargethon werden, So haben wir seinem gebrauch, als des Mans, der von gott sollich sachen zuerklären vnd denn Sacramentierern wider zusteen insonderheit erweckt, zureden gern nachgefolgt, | 178v | Darumb ist vns seltzam ja wunderbarlich zuhören, das die Autores huius scripti fürgeben, sie haben sollche weiß zu redenn von jren Praeceptorn jn dem landt, kirchen vnd schulen, darjnnen doch der herr Lutherus selig geleert, gepredigt vnnd geschriben, nicht gehöret noch gelernt.

Was sie dann von zeügnüssen des hern Lutheri selig, so wir jn vnser schriftten vnnd disputation angezogen, schreiben, hetten wir vns ehe des himmelfals versehen, Dan sie sagen, das solche Lutheri zeügnus nicht fast sein eigen, Sonder der Sophisten vnnd Schullerer Scribenten meinung sey etc. vnd habe sie von deß streits wegen auß jnen genomen; Aber hernach, da der streit nach gelassen, habe er sich jn den letsten büchern ettwas bas erkläret etc. Machen auch ein vnderschiedt zwischen seinen streit büecher vnd leerbücher, vnnd wie sich jr vill (sprechen sie) auff die vorigen, also wir nicht vnbillich vns vff die selbigen letsten ziehen vnd berüffen etc. das stücklin hetten wir vns auch zu denn ergsten feinden Lutheri nicht versehen.

Da dem herrn Luthero selig etwas frembds jn sein Postill vndermischet war, schreibt er also: Zwar, wan ich ein Christ were, so were ich gesinnet, das mir einer lieber den halß absteche, denn sollich tücklin beweiset50 etc. Also zweifelt vns nicht, da der treffenlich Heros noch jn disem zeittlichem lebenn vor vorhannden vnd höret, das nicht seine feindt, Sonder seine freundt, | 179r | seine discipuli, seine nachkhomen, so an dem ortt, jn der Schul, vff dem Cathedra, da er geschribenn, gelert vnd geprediget, sitzen, ein sollich stücklin, wie vorbemelt, erzeigten, So würde es in freilich nicht weniger denn die corruptela seiner Postill zu hertzen gehn.

Dann Es ist kuntbar vnd offenbar, das Lutherus selig den handell wider die Zwinglianer nicht mitt geringerm ernst denn wider das Babstum gefüeret hatt, Ja er ist daruff nicht allein zwey, drey oder vier jar, Sonder biß zu seinem endt vnd grueben hinein bestendiglich durch Gottes gnadt also verharret, das er frey offentlich bekennet vnnd schreibt: Ob yemandt nach meinem todt sagen würdt, wo der Luther yetz lebte, würde er disen oder disen Artickell anders lehren vnnd hallten, dann er hatt jn nitt gnuegsam bedacht, dawider sage ich ietzt als dann vnnd dann als ietzt, das ich von Gottes gnaden alle dise artickell hab vff das fleissigst bedacht durch die schrifft vnd wider herdurch offtermals gezogen vnd so gwiß die selben wöllt verfechten, als ich jetzt hab das Sacrament des Altars verfochten, jch bin ietz nicht truncken noch vnbedacht, ich wais was ich rede, füele auch woll, was mirs gillt, vff deß gewicht, darumb soll mir niemandt schertz oder loß redung darauß machen. | 179v | Es ist mir ernst, dann ich kenne den Satan von gottes gnaden ein groß theil, kan er gottes wortt vnnd schrifft verkheren vnd verwürren, was sollt er nicht thuen mitt meinen oder eins andern wortten.51 Hactenus Lutherus.52

Sollt nun ein solcher Mann die hauptsach von dem Abentmall Christi, die er so hoch beteüret, nicht mitt Argumenten vnd zeügnüssenn, so sein eigen meinung vnnd jn heyliger göttlicher schrifft gegründt, Sonder auß der lehr der Sophisten (das jr, wie es propter antithesin nicht anderst khan oder mag verstanden werden), auß vnnutzem, faulem, losem gschwetz genommen weren, beweisen vnnd befestigen, was were doch vonn jm vnnd seiner leer zuhallten? Ja wie möcht oder köndt ein Praeceptor von seinen discipulis hoher geschendt werden?

Darnach, das sie fürgeben, Lutherus hab nach gestilltem streit vnd geschwindigkeit darzue in die Sacramentierer bewegt, vff vill andere weiß geredt vnnd geschriben etc., das ist fast dem yetz bemelten stücklin gleich vnnd eben was die Autores huius scripti mitt glimpffigen wortten sagen, das hatt Bullingerus mitt guetten, grobenn, offenbarlichenn wortten, damitt wir groben leütt dasselb auch versteen könden, gsagt, Lutherus sey im streit von dem Abentmall christi furiosus.53

Neben dem, So ist es ja war, das bey den Scribenten ein grosser vnderschiedt zwischen denn Streitbüecher vnnd leer buecher sey vnnd wir vns auch gern selbß vff die letsten bucher Lutheri ziehen vnd beruffenn, | 180r | das ist aber auch war, das die leer bucher Lutheri fast eben alls woll streitbucher sein als leerbucher, der Mann ligt jn seinen schrifftenn steets zu feld vnd rennet mit dem Brenn fenlin54 daher, er leere oder streite, das er ja von gott wie Jeremias in virum rixae et discordiae berueffen vnnd verordnet ist55, Soll er darumb alß ein furiosus homo eintweder mitt glimpffigen wortten verdacht gmacht oder mitt austrucklichen wortten geschmecht werden? Vnnd da ye die leerbucher den streittbuchern jn diser sach sollen fürgezogen werden, So ist vnleügbar, das vnder andern schrifften Lutheri Commentarius in Ecclesiasten auch ein leerbuch ist. Nun schreibt er darinn cap. 9 super illud Salomonis in inferno nullum est opus etc. von dem fürnembsten argumento dises handels also: Quicquid extra vitam hanc est extra locum est, sicut et post resurrectionem exempti erimus a locis et temporibus, sic christus quoque extra locum est, cum tamen sit ubique. Neque enim verbum dei segregatur a carne. Ubi deus est, IBI ET CARO CHRISTI est, sed deus est ubique. Ergo et christus quoque ubique est56 etc. Das ist aber nicht erwisen, würdt sich auch nimmer mehr erweisenn lassenn, das Luther selig jn dem Buch von den letsten wortten Davidis57 vnd anderen seinen leer Buchern die vorige seine meinung von dem Abentmall Christi vnnd die praecipua fundamenta causae widerruffen vnd anderst denn vorhin daruon geschriben habe, | 180v | jn massen die Autores huius scripti zu versteen geben vnd gern also reden wöllten. Dann also gar hatt er sein vorige meinung vnnd Argumenta von dem Abentmall Christi nicht widerruffen, das er die selbenn aller erst mitt ernst widerholet vnnd bestetigt hatt jn seiner kurtzen bekantnus Anno 44, das ist zwey jar vor seinem abschiedt, schreibt er also: Die Sprüch, so sie, die Schwermer, gefüeret habenn als die von himmelfart vnd von vnnutzem fleisch reden, hab ich klärlich überweiset, das sie die selben FELSCHLICH gedeütet vnd jm verlogen verstandt gebraucht haben58 etc., das heist, ye nicht allein die hauptsach, Sonder auch derselben fundamenta wider erholen vnd bekrefftigen. Item in dem Buch von den letstenn wortten Davidis, darinn er, nach der meinung Autorum huius scripti, soll sein vorig weiß zu reden reuociert habenn, schreibt er von der maiestett nicht allein der Gottheit, Sonder auch der Menscheit Christi (von wölcher denn ietzt der fürnembst streit ist) verstentlich, vnderschiedlich vnnd austrucklich, vnnd nach dem der selb ortt, auch zum nachfolgenden handell fast dienstlich, So wöllen wir vnbeschwert sein den selben hieher zusetzen, damitt offentlich erkant, wie vnbillich Lutherus selig ausgeschrien werde, als ob er sein vorige weis zu redenn von der Maiestett Christi widerrüefft habe.

Also schreibt Lutherus jn dem Buch von denn letsten wortten Davidis:

Nach der andern zeittlichen menschlichen | 181r | geburt ist christo auch die ewige gwallt gottes gegeben, doch zeitlich vnnd nicht von Ewigkeit her, dann die Menscheit Christi ist nicht von ewigkeit gwesenn wie die Gottheit, Sonder, wie man zeelet vnnd schreibet, ist Jesus, Marien Son, diß jar 1543 jar allt. Aber von dem augenblick an, da gottheit vnnd menscheit ist vereinigt in ein person, da jst vnnd haist der mensch Marien Son, Allmechtiger Meister Gott, der ewig gwallt hatt vnnd alles geschaffen hatt vnd erhellt per communicationem idiomatum, darumb das er mitt der Gottheit ein person vnd auch rechter Gott ist, Dauon redt er Matt. 2: Alles ist mir vom vatter gegeben, Matthaei ultimo, Mir ist aller gwallt gegeben, jm himmell vnd auff erden, wölchem MIR? Mir, Jesu von Nazareth, Marien Son vnnd Menschen geboren, von ewigkeit hab ich sie vom vatter, ehe jch mensch warde; Aber da ich mensch ward, hab ich sie zeittlich entpfangen nach der menscheit vnnd heimlich gehallten, biß vff mein vfferstehung vnd vffart, da es hatt sollen offenbaret vnd verkleret werden, wie Sanct Paulus Rom j. spricht: Er ist verkläret oder erweiset ein Son gottes krefftiglich, Joannes nennet es verkläret cap. 5. Der heilig geist war noch nicht, dann Jesus war noch nicht verkläret.59 Hactenus Lutherus.

Hierauß ist kuntbar, das Lutherus selig sein vorig weiß von der Meiestett der menscheit christi nicht allein nicht wiederrüfft, Sonder erst verstentlicher erkläret vnd bestetiget, auch die communicatio- | 181v | nem idiomatum (von deren hernach weitter) nicht allein versteet de communicatione nominis, sed etiam rei.

Hernach, Anno 44, hat Lutherus selig ein praefation, wie oben vermeldet60 jn das Buch Justi Menii selig vom geist der widerteüffer gestellt, jn wölcher praefation er das ietz ernant buch jn sonderhait rüemet vnnd meniglich commendiert, Nun bezeugt Menius jm selben buch offentlich, das die Communicatio proprietatum sey inn christo Realis vnd sagt, Wie die recht handt Gottes allenthalben jm himel vnnd erden gegenwürtig ist, alles allein schaffet, erhellt vnnd regiert vnd an keinem ortt oder Stett mag gebunden werden, Also mueß man auch christum nicht allein mitt seiner ewigen göttlichen, Sonder auch Nach der Angenommenen Menschlichen natur, so weitt sich die recht Gottes, daß ist, sein vnentliche gottliche macht vnnd gwallt erstreckt, auch gegenwürtig sein vnnd bleiben lassen etc. Nach dem nun Lutherus selig diß buch ernstlich Commendiert, So hatt er ohn zweiffel auch die yetz erzellte meinung als warhafftig mitt ernst erkent vnnd bezeüget.

Darumb wan Lutherus selig jn seinenn letsten schrifften die vorige weiß zureden vnd meinung von dem Abentmal christi vnd seinen Argumenten widerrüfft haben sollt, wie man im gern wöllt zuemessen, so müesse es nitt offenlich, sonder heimlich vnnd meuchling61 gescheen sein, das were nun nicht anderst dann denn frummen Luther jn den verdacht | 182r | seyenn, als sollt er jn disen handell die kirch christi vafricie, dolo et imposturis bey der nasen vmbgefüeret vnd täglich ein newen glauben geleert haben, das heist ja Lutherum hoch ehren vnd rüemen vnd die leütt von seinen schrifften fein berichten.

Darnach greiffen sie zu dem haupthandell diser sachen vnnd schreiben, dieweill jn der Person vnsers herren Jesu christi zwo naturen, Göttliche vnnd menschliche, vnzertrennlicher weiß vereinigt etc., So sey die frage, wie von beiden naturen zureden sey, das die selben nicht zertrent oder jn einander vermengt werden etc. Beschuldigen auch vns, das wir hierjn weder der Allten lehrer noch Lutheri seligen meinung erreichen, auch nicht nachfolgen etc. Neben dem würdt vns auch vffgetrochen62, als ob wir Personalem unionem et Communicationem idiomatum für eins nemen vnnd versteen etc., vnnd entlich werden wir jn diser sach vff die Allten scriptores diser gstallt gwisenn, als könde sie ohn der selben exempel vnnd fürsichtigkeit bschwerlich gestillt vnd verglichen werden etc.

So vil nun die beidt naturen jn der einigenp person christi belangt, haben wir oben anzaigt, das wir beid, Nestorii vnnd Eutychetis, jrthumb verwerffenn vnnd durch gottes gnadt warhafftiglich hallten, das jnn christo zwo vnderschidlich natur, nämlich göttlich vnnd menschlich diser gstallt jnn ein person vereinigt, das sie jn ewigkeit nimmer zertrent noch eine jn die ander verwandlet werde, jn massen die ange- | 182v | zogene Concilia expliciert vnd jeres besten fleiß erkläret haben. Wir sagen aber darbey, das jnn disem handell yetz nicht die haupt frag sey, wie von beiden naturen sey zu reden, das die selben nicht zertrent oder jnn ein ander vermengt werden etc., Sonder nach dem der Alltenn vätter vnd Concilien rede, Hypostatica unio, personalis unio, Duarum naturarum in una persona coniunctio, communicatio idiomatum etc. nicht schrifftliche, sonder Philosophische vnnd Schullwortt seyen, So ist ietz die haupt frag, wie sollich rede vnnd wortt der Allten vätter vnd Concilien recht warhafftig vnnd nach der meinung des heiligen geists, so sein sententz jn der Prophetischen vnd Apostolischen schrifft vnuerborgenlich vnd offenlich dargethon zů versteen seyen, damit man den Herren christum recht erkenne (dann die selb erkantnus ist das Ewig leben) vnnd an jn von hertzenn glaube, Es ist ye billicher, das man der Alltvätter vnnd concilien rede nach warhafftigem jnhallt vnnd meinung der heyligen, göttlichen schrifft, denn das man die göttlich schrifft vnd jr meinung nach der Alltvätter vnd Concilien guetbeduncken versehe vnd auslege.63 Das sagen wir nicht, als verwürffen wir der selben rede jnn diser sach, Sonder das wir anzaigen, es sey, wie auch oben vermeldet, nicht an der rede, sonder an dem rechten verstandt gelegenn, Es mag etwas woll geredt vnd übel verstanden vnd herwiderumb etwas | 183r | übel geredt vnnd woll verstanden werdenn, jn massen D. Lutherus selig in quadam disputatione sagt: Nulli insulsius loquuntur quam moderni, quos vocant, qui omnium volunt subtilissime et propriissime loqui videri. Hi dicunt humanam naturem sustentari seu suppositari a divina natura seu supposito divino, Hoc et portentose dicitur, et cogit pene deum velut portare vel gestare humanitatem, sed omnes illi recte et catholice sapiunt, ideo condonanda est illis incommoda locutio. Et mox ex Hieronymo In sensu non in verbis est haeresis.64

Der Euangelist Joannes sagt, das wortt ist fleisch worden65, das verstehn wir nicht nach der menschlichen rede gebrauch, oder auch, wie die schrifft sonst sagt, das wasser ist wein worden66, Sonder wie es die schrifft selbß außlegt, Gott hatt, da die zeytt erfüllet wardt, vnnd jm alle macht jm himmel vnd vff erden gegebenn, jn überschüttet mitt aller völle der göttlichen Maiestet vff erden vnd vnder der erden biegen sollenn etc. Vnnd wiewoll er zur | 183v | zeit seins lebens hie vff erden sich solcher göttlichen herrligkeit vnnd Maiestet geeüssert vnnd nicht darmitt vor den menschenn gebrangt, So hatt er dennocht sie von anfang seiner empfengnüß gehabt vnnd zu seiner zeytt ettlicher gstallt auch hiedurch wunderwerck erzeigt, biß das sie durch die vrstendt vnnd vff den pfingstag erkläret vnnd hernach an dem jüngsten tag volkhommenlich geoffenbart würdt.

Hieruff, da die Allten patres vnnd die Concilia durch jere formas loquendi (Hypostatica seu personalis unio duarum naturarum, communicatio idiomatum etc.) Sollich ietz erzelte meinung versteen, so soll man billich die selb rede passieren lassenn, Da sie Gotthait hiemitt verstüenden, das die gotthait oder göttlich natur der menscheit oder menschlich natur christi die bemellt Maiestet alleinn mitt der that mitteilt, also das der mensch christus allein ein Gott genant sey, aber nicht selbß ein warer Gott, das ist, er hab nicht die göttlich Maiestet von der Ewigen Gotthait entpfangen, vmb wölchen willen der Son Mariae vnd sonst khein Creatur (wiewoll gott alles erfüllet) Gott genant würde, So müesten wir warlich, baidtq, von jerer redt vnnd meinung, weichen, Sie haben | 184r | aber selbs ein Regel gesetzt, so vns zum rechten verstandt jrer rede hilffet, dann sie sagen also: Haec unio duarum naturarum in christo tanta fuit, ut faceret deum hominem et hominem deum, ita quod quicquid convenit filio dei per naturam, hoc convenit filio hominis per gratiam exceptis iis, in quibus exprimitur unio et includitur negatio71 etc.

Daher kompts, das dise weiß zu reden: die Menscheit christi jst von ewigkeit her, die menscheit christi jst ein Schafferinn aller Creaturen, nicht jn der heiligen schrifft gefunden, sollen auch nicht gebraucht oder gedult werden, dann es ist nicht war, Aber, da man sagt, die menscheit oder menschlich natur jn christo jst allmechtig, vnenttlichs gwallts, allenthalben, So redet man die warheit, vnnd wiewoll sollich rede nicht eben mit solchen wortten jn der schrifft steen, So werdenn sie doch jm grundt darjn begriffenn, nämlich da geschriben würdt, christus sitzt zu der gerechten gottes.72 Mir ist aller gwallt gegeben jm himmell vnd vff erden.73 Item, jm ist gegeben ein nam über alle namen74 etc. Item, Er ist gestigen über alle himmell, das er alles erfülle etc. Item, jn jm wonet die gantz fülle der gottheit leibhafftig, Wan man dise vnd der gleichen Sprüch allein vff die Gottheit vnd nicht vff die menscheit, so mitt der gottheit jn | 184v | christo personlich vereinigt, deütten vnd ziehen wöllt, So were es vnrecht vnd hieß die schrifft offentlich verkeret. Muß man aber sie lassen von der iezt bemellten menscheit christi geredt sein (wie dann alles, was die schrifft bezeügt, dem herrn christo jn der zeit gegeben, nicht von der gottheit, Sonder von der menscheit zuuersteen ist), So mueß man auch sollich rede als warhafftig, die menscheit christi jst allmechtig, allenthalben (doch nitt grober weltlicher weiß, Sonder nach artt der gerechten gottes, wie sollichs jn vnsern schrifften vnd disputation gnuegsam ausgefüeret) vnuerworffen passieren lassenr, Vnd das ist also gwiß, das, wan die menscheit von dem Son gottes von ewigkeit her angenomen gwesen, So möcht man vnd sollt auch sagen, die menscheit ist ein erschafferin aller Creatur, wie dan nach der menschwerdung war jst, da man sagt, christus hatt nicht allein nach der gottheit, sonder auch nach seiner menscheit die Sünde vergeben, die Blinden gesehenn gmacht, die todten vfferweckt, wölches eben so grosse wunderwerck sein, als himmell vnd erden erschaffen, vnd also hatt es auch Lutherus selig gebraucht jm Buech von den letsten wortten Davidis, wie oben vermeldet.75

Das man aber nicht soll sagen, die gottheit hatt gelitten, die gottheit ist gestorben etc., | 185r | das kompt daher,s das nicht die menscheit hatt die gottheit angenommen vnd der selben jre eigenschafft mittgeteillt, Sonder die gottheit hatt die menscheit an sich genommen vnd sie mitt jrer Maiestet gezieret, Hieher möcht zu erklärung die gleichnus Basilii von dem fewrigen eisen76 gezogen werden, dann das eisen gibt dem fewer nicht sein herte vnd sein eisen grawe farb, Sonder das fewer gibt dem eisen, das es fewerig, klar vnnd scheinbar würdt, Also auch in der vereinigung göttlicher vnd menschlicher natur verwandellt die menscheit nicht die gottheit, Sonder die gottheit verwandellt die menscheit, nicht das das menschlich wesen vffhöre oder jn die gotttheit verendert werde, Sonder das das menschlich vnuerendert wesen mitt der gottlichen Maiestett begabt vnd gezieret werde, Vnnd wiewoll man recht sagt: Gott hatt gelitten, Gott ist gestorben, so ist doch nitt bey dem namen Gott die ewig gottheit christi also zuuersteen, das gott allain in christo gwesen vnnd ein blosser mensch gelitten, Sonder Gott hatt also jn christo gelitten, das er disem menschen sein gottliche Maiestett mittgeteillt, vmb wölcher willen der mensch christus Gott genent vnd der mensch als Gott (doch exinanitione) gelitten hatt, jn massen auch | 185v | die rede, der mensch ist Gott wordenn, verstanden werden soll, nämlich nicht, das der mensch jn gott verendert, Sonder das er mitt göttlicher Maiestett begabet vnd sey allmechtig worden, regiere auch gegenwürtiglich allenthalben, vnd das ist die recht Communicatio idiomatum, nicht das die menschliche eigenschafft der göttlichen natur, Sonder das die gottliche eigenschafft, wölche sein, Allmechtig sein, Alle weisheit haben, alles wissen, alle ding gegenwertiglich regieren etc., der menschlichen natur, jn der menschwerdung christi mittgeteillt werden.

Hiebey haben wir vns über die Autores huius scripti billich zubeschweren vnd zubeklagen, dann wir haben vns jn vnsern schrifften vnd disputation fürsichtiglich beflissen, das, wan wir von der menscheit reden, so begreiffen wir allwegen die menscheit nicht allein vnd von der gottheit abgesöndert, Sonder die menscheit christi, des Sons gottes, wie sie mitt desselben gottheit jn ein person vereinigt ist, dargegen aber so vndersteen sie sich, vns jn den verdacht zubringen, alß ob wir von der menscheit oder menschliche natur Allain vnnd Abgesondert reden, dann also schreiben sie, Gott selbst hatt alle heiligen erweckt etc., das sie | 186r | dauon mitt sonderer fürsichtigkeit vnd bescheidenheit also geredt, das nicht einer natur ALLEIN, Sonder der person etc. zugeeignet werde, vnd baldt hernach diser lehre haben beide, allt vnd neuw lehrer nicht ALLEIN von der einen menschlichen natur etc. vnnd baldt daruff vnd was von der person geredt, so gern vnd offt ALLEINE von der einen menschlichen natur reden etc. Hiemitt werden wir austrucklich jn disen verdacht gezogen, als ob wir der menschlichen natur allein, ohn die göttliche natur, die Maiestett gottes zuelegten, So doch sollichs jn vnsern Sinn nie kommen vnd da es vns getromet hett, würdent wir vns daruor gesegnet haben, darumb geschicht vns hie vnbillich vnnd hett vns zu den Autoribus huius scripti eins bessern versehen.

Wir haben auch hie vns jnsonderheit vnd mitt namen von denn herren Doctorn Paulo Ebero vnd Georgio Maiore77 zubeklagen, Dann Dominus Eberus78 schreibt in seiner Confession de coena domini79, das wir die menscheit christi exaequieren der gottheit etc. Wiewoll der nun vns nicht mitt namen nennet, jedoch, dieweil wir ietzt mitt disem handell vmbgehn, so versteet vnnd deüttet es meniglich dahin, das es sey wider vns geschriben, So wir doch so offt vnd austrücklich vns verwaret | 186v | vnnd verdingt, das wir die Menscheit christi keins wegs mitt der gottheit quo ad essenciamu seu substantiam, Sonder allein, quo ad Maiestatem et dominationem exaequieren vnd dasselb nicht anderer gestallt den so vill der Artickell sedet ad dextram dei patris, vermag, So wirdt sich Doctor Georgius Maior woll zuerjnnern wissenn, was er wider vns schreibt, vnd wie schmelich er vns antastet jn commentario super Epistolam Pauli ad Timotheum, de communicatione idiomatum80, darjn wir auch jn verdacht gesetzt werden, alß sollten wir Alteram tantum divinam videlicet vel humanam naturam SEORSUM81 nemen, Item das wir Eutycheticam naturarum confusionem einfüeren. Item das wir tetra Manichaeorum et Marcionitarum somnia ab inferis reuocierten etc. Das sein greülich schmachwortt, dann wiewoll er auch wie Eberus vns nicht mitt namen nennet vnnd fürgeben mag, da wir vnschuldig, wölle er vns nicht gemeinet haben, yedoch dieweill wir jnn diser sach jn diser zeitt wider die Zwinglianer behafft, So hatt es meniglich vff vns gedeüttet, vnd ehe wir sein gwar worden vnd das Commentarium gelesen habenn, sein wir durch guette freündt schrifftlich vnd müntlich gewarnet worden.

Das ist aber noch feiner, da er vnns woll ausgefiltzt vnd vns die Backen woll | 187r | erblewet hatt, So sagt er: Haec Hactenus commemoravi, non ut cum quoquam certarem etc. jn massen auch in disem scripto geschickt, da am endt gesagt würdt, Sie wöllen sich hierjnn zu keinem richter machen oder sonst darjnnen mitt yemandt jn ein gezenck einlassen etc. Ja, diß lauttet vast82 hüpsch zusamen, vorhin einen mitt truckenen feüsten woll erblewen vnnd darvff protestieren. Man wölle doch mitt niemandts zancken, da es nun nicht anderst zugehn sollt vnd sie dises scripti Autores sein, auch sollichs mitt ernst gemeinet vnd darauff gedächten zubeharren, So were es der kirchen christi vnd vns vill leidenlicher, das sie vnsere offenliche feindt würden vnd sich austrucklich zu den Zwinglianer begebenn, den das man mitt solchen meüchlingen mordtstichen vmbgieng vnd vns jn allerlay beschwerlich verdacht vnbillich einbrecht.

Damitt wir aber vff das gegenwürtig scriptum, so an E. Ch. G. ausweiset, widerumb khommen, So geschicht vns vnbillich, das wir beschuldiget werden, alß sollten wir die göttlich Maiestet, nämlich Allmechtig sein, Alles wissen, An allen ortten gegenwürtig regieren etc. allein der menschlichen natur von der göttlichen abgesöndert zuschreiben.

Aber wan wir scharpff daruff sehen | 187v | sollten, hetten wir billicher sie zubeschuldigen, das sie die götlich maiestet christi allein der gottheit zulegen vnd sie allerdings von der menschlichen natur christi absondern. Sie sagen woll mitt wortten, das gottheit vnnd menscheit jn ein person vnzertrenlich vereiniget sein, vnd sprechen, wan man sage, christus ist allmechtig, Regiere an allen ortten, soll es von der gantzen person verstanden werden etc. Wan es aber an ein treffen geht vnd erkläret werden soll, da würdt frey offentlich die menscheit von der Allmechtigkeit vnd anderen stücken der göttlichen maiestet außgeschlossenn (jn massen die Zwinglianer wider Lutherum selig mit jren Alleosibus83 vnleügbar gefochten haben) vnd also allein der göttlichen natur alles zuschreiben, so doch die göttlich natur nicht allein, sonder mitt vnnd sampt der menschlichen natur die person, wölche heist christus, constituirt. Sollichs wurdt auch darauß vermerckt, das die Autores huius scripti schreiben dörffen, Es sey keinem yemals verstattet worden, die menscheit, vom weib geborn, würdt der schlangen denn kopff zertretten, die menscheit, auß Abraham auß der wurtzel vnd Stammen Isai erzügt, würdt den heiden den segen bringen etc. Lieber, wer hatt sollich rede verpotten? Oder jst es ein luge? Was hatt vermelte werck gethon vnd verrichtet? hatt es die menscheit christi nicht gethon, sonder allein die gottheit, ohn die menscheit? | 188r | Was will daraus werden? War jsts, die menscheit hatt nicht allein vnd für sich selbß der schlangen den kopff zertretten vnnd den heiden den segen gebracht, Sonder hatt es auß krafft der gottheit gethon, dennocht ist es nicht allein der gottheit, sonder auch der menscheit gschefft vnnd werck, communiciert vnd mittgeteillt ist.

Joannes hatt kein schewen getragen zuschreiben, das blut (das doch nur ein stuck an der menscheit ist) Jesu christi, des Sons gottes, reiniget vns von allen sündenn,84 vnd wir solltt vns schewen zu sagen, die menscheit christi hatt der schlangen denn kopff zertretten? Oder soll man jnn dem Spruch Joannis sanguinem pro divinitate vff gutt zwinglisch versteen? Darum da sollich leütt sagen, Sie trennen die person christi nicht, so schreibt Lutherus selig, Man soll es nicht glauben etc.85

Sie geben vns auch schuld, wir machen ex personali unione et communicatione Idiomatum ein ding, daruff geben wir disen bericht, das unio duarum naturarum in christo per communicationem idiomatum mueß erkläret werden, vnd sie als glerte Doctores woll wissenn, das ein jede warhafftige definition ex genere et differentia gemacht würdt, demnach hallten wir jn definitione unionis personalis in christo für das genus, coniunctionem seu unionem duarum naturarum divinae et Humanae, wölches christus mitt | 188v | allen menschen gemein hatt vnd für die differentiam unicam, veram et perfectam, communicationem Idiomatum, dardurch er von allen menschen vnderscheiden vnd über alle Creatur auch nach seiner menscheit gesetzt würdt, vnnd wölcher sollche differentiam nicht glaubt oder auß gottes wortt nicht versteht, der weiß noch nicht, was unio personalis oder Christus ist, darauß zuuerstehen, was für ein vnderscheidt sey zwischen den wortten unio personalis vnd communicatio idiomatum, Nämlich, das sie ein vnderscheidtv haben, wie definitum vnd differentia vnnd also personalis unio etwas mehr heist dann communicatio idiomatum, dieweill communicatio idiomatum nur ein pars definitionis ist, vnnd nicht auch zumall genus oder die gantz definition, also das eins das ander erkläre, dieweill mann doch sunst nicht recht wüste, was personalis unio were.

Am ende weisen sie vns vff das exempell vnnd fürsichtigkeit der Alltvätter vnd meinen, die sach werdt schwerlich ohn die selben erörtert werden mögen, etc.

Nun erkennen wir billich veteres scriptores alß die, so der kirchen christi getreülich vnd fleissig gedienet habenn, das wir aber jnn solchem klarem liecht der prophetischen vnd Apostolischen schrifften werden allererst auff die veteres scriptores gewisen, das will zuuill sein, Sie haben selbß doben vermeldet, Ad legem et Testimonium, si quis aliud Euangeli- | 189r | um, Hunc audite, jetz sagen sie, Hos audite, so doch die Allten nichts gelltenn sollen, sie weisen vns denn jn die schrifft, Wir dörffen ja in allen sachen die recht war Religion vnd vnser ewig heill betreffent gutten bericht vnnd vnderweisung, so vns von den Allten patribus widerfaren mag. Aber da wir lautter helle, klare, austrucklich schrifft habenn vnd vns allererst wöllen whinder sich jn die patresw weisen lassen, das jst so vill gsagt, als die Papisten jm colloquio zu Worms sagten: Scriptura sacra non est vox iudicis, sed materia litis.86

Gnedigster Churfürst vnnd herr, E. F. G. bitten wir vnderthenigst, Sie wölle dises vnser lang schreibenn gnedigst vernemen, Wir haben gleich woll anfangs nicht jm Sin gehabt, E. Ch. G. mitt so langer schrifft zu bemüehen, yedoch nach dem das scriptum87, so an E. Ch. G. weiset, auch etwas lang ist vnd wir darjn gantz bschwerlich vervnglimpfft, so hatt vnser nodtürfftigex vnderthenigkeit erfordert, das wir vnsern gegenbericht stellten, damitt vor E. Ch. G. wiry alß vor einem Christlichen Churfürsten vnd besondern Nutricio Ecclesiae vnderthenigst entschuldiget, vnd wan das bemellt scriptum außgebreittet (wie es denn allbereütt jn vill hendt khommen) ein gepürlich Antidotum dargegen vorhanden were, E. Ch. G. | 189v | abermals gehorsamst bittent, Sie wölle dise vnsere antwortt nicht dahin deütten, alß suechen wir gegen E. Ch. G. Theologen hädder, Dann wir begern, so ferr es jmmer sein mag, mitt jnen von hertzen Christlich freündtschafft vnnd einigkeit zuhaben (wie wir auch biß anher, an vns, ohn rum zu reden, gegen jnen mitt der thatt vnd getreülich jn mancherley anstoß vnd zufallenden, durch vnrwige köpffe erweckten streitten, zuerzeigen, nichts haben erwinden lassen), Sonder wölle es der gelegenheit diser sachen gnedigst jmputirn vnd zuschreiben. E. Ch. G. hiemitt dem Allmechtigen Gott vnnd vatter vnsers lieben herrn Jesu Christi jn seinem Göttlichenn schtz vnnd schirm vnd E. Ch. G. vns zu gnaden vnderthenigst beuelhendten.

Datum Tübingen, den 13. Novemb. Anno 1564.

E. Churf. G. vnderthenigste diener

zJo. Brentiusz

aaJacobus Andreaeaa.


a a; gegentheil A.
b–b a; zur Rechten Gottes A.
c a; Abendmal A.
d–d am Rand.
e–e a; derselben A.
f–f a; werden gleich nach A.
g–g a; gnugsam vns nicht A.
h konj. für: Stiffung.
i A; fehlt in a.
j–j a; gesetzt noch gesagt A.
k a; Transsubstantion A.
l a; an A.
m danach gestr.: ell (?).
n a; Widersacher A.
o konj. für: sthen.
p konj. für: einige.
q a; fehlt in A.
r hier eine durchgestrichene Marginalie von Brenzʼ Hand.
s hier eine durchgestrichene Marginalie von Brenzʼ Hand.
t konj. für: würde.
u korr. aus sessionem.
v konj. für: vndescheidt.
w–w a; in die Patres hinder sich A.
x konj. für: notdtürrftige.
y am Rand.
z–z von Johannes Brenz’ Hand.
aa–aa von Jakob Andreaes Hand.

1Brenz, De maiestate Domini, 1562 (VD16 B 7783); 1563 (VD16 B 7784).
2Andreae, Disputatio de Maiestate Christi, 1564 (VD16 A 2589).
3Georg Major (1502–1574), Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Wittenberg.
4Paul Eber (1511–1569), Generalsuperintendent in Wittenberg.
5Paul Crell (1531–1579), Kaspar Cruciger d. J. (1525–1597), Heinrich Moller (1530–1589), Professoren der Theologie an der Universität Wittenberg.
6Mitgeschickte Abschrift der an Kurfürst August von Sachsen gerichteten Censura vom 25. April 1564. Halle/S. UA, Rep. 1, Nr. 4592, fol. 191–202.
7Anstoß genommen.
8Gegenteil, Vertreter der Gegenpartei.
9Andreas Karlstadt (1486–1541).
10Ulrich Zwingli (1484–1531).
11Johannes Oekolampad (1482–1531).
12Johannes Calvin (1509–1564).
13gelinder, gemäßigter.
14gediehen.
15Heinrich Bullinger (1504–1575).
16Bullinger, Tractatio, 1561 (VD16 B 9731); 1562 (VD16 B 9732).
17eingetrichtert.
18Wander, Sprichwörter-Lexikon 1, Sp. 1207 (Nr. 42).
19Vgl. Calvin, Institutio III,II,10 (CR 30, Sp. 406) und Brenz, Esaias propheta commentariis explicatus, 1550 (VD16 B 7775), S. 613.
20Luther, Das diese wort Christi, 1527 (WA 23, S. 145).
21Ebd. (WA 23, S. 152).
22Luther, Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis, 1528 (WA 26, S. 326).
23Justus Menius (1499–1558), Superintendent in Eisenach.
24Menius, Von dem Geist, 1544 (VD16 M 4587).
25Ebd., Bl. A2r–A3v (WA 54, S. 117f.).
26Ebd., Bl. P2v–P3r.
27Ebd., Bl. Q2v–Q3r.
28Kaspar Huberinus (1500–1553).
29Gemeint ist hier vielleicht: Huberinus, Die dreyerlei Schlußreden, 1558 (VD16 H 5421).
30Confessio doctrinae Saxonicarum, 1552 (VD16 C 4803) und weitere Ausgaben. CR 28, Sp. 327–480 und Melanchthons Werke 6, S. 80–167.
31auf die Person bezogene Vereinigung.
32Johannes Boedeker: Brevis comprehensio fundamentorum orthodoxae doctrinae et fidei, de Coena Dominica, in: Westphal, Confessio fidei de eucharistiae sacramento, 1557 (VD16 W 2274), Bl. P3v–Q1v, hier Bl. P4r. Vgl. Mahlmann, Das neue Dogma, S. 41.
33Ebd., Bl. P4r.
34Ebd., Bl. P4v–Pvr.
35Ebd., Bl. Pvb.
36Schwätzer.
37arbeiten mühsam.
38Brenz, De maiestate Domini, 1562 (VD16 B 7783); 1563 (VD16 B 7784).
39sprechen leise, sind unschlüssig, halten hinter dem Berge.
40Umgang haben.
41Jer 48,10.
42Stiefel, Hochschuh. Vgl. Brief-ID 15763, Anm. 19; 15692, Anm. 4 und 19600, Anm. 11.
43Nestorius von Konstantinopel (nach 381-ca. 451), Vertreter der sog. antiochenischen Christologie, wurde wegen seiner Ablehnung der Bezeichnung Marias als Gottgebärerin und seiner zu starken Trennung der göttlichen und menschlichen Natur Christi vom 3. ökumenischen Konzil zu Ephesus 431 verurteilt.
44Der Priester und Archimandrit des Hiobsklosters in Konstantinopel Eutyches (ca. 378–454) vertrat die Auffassung, dass nach der Inkarnation nicht mehr zwei, sondern nurmehr eine, nämlich die göttliche Natur in Jesus Christus anzunehmen sei. Er stellte damit die im Jahr 433 gefundene Unionsformel in Frage und löste 444 den sogenannten eutychianischen Streit aus, der mit der vierten ökumenischen Synode zu Chalkedon 451 beendet wurde. Vgl. TRE 10, S. 558–565 (L. Wickham); HDThG2 1, S. 253–260 (A. M. Ritter); RGG4 2, Sp. 1686f. (H. C. Brennecke); LThK3 3, Sp. 1023f. (H. J. Sieben). Vgl. dazu auch die Epitome der Konkordienformel, BSELK, S. 1272–1275.
45zugestehen.
46zänkische Personen, hier als Metonymie: Anlaß, Gegenstand des Streites. FWB 7, Sp. 843f.
47Wesensgleichheit. Mit diesem Wort wurde im nicänischen Glaubensbekenntnis, das auf dem 1. ökumenischen Konzil zu Nicäa 325 gegen die Lehren des Arius verabschiedet wurde, die Wesensgleichheit und -einheit von Gott-Vater und Sohn-Logos betont.
48Widersacher.
49unversehrt.
50Luther, Das diese wort, 1527 (WA 23, S. 279).
51Luther, Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis, 1528 (WA 26, S. 499f.).
52Spätere Abendmahlsschrift gegen die Reformierten: Luther, Kurtz bekentnis, 1544 (WA 54, S. 141–167).
53Exakt diese Bezeichnung für Luther lässt sich in den gedruckten lateinischen Schriften Bullingers nicht nachweisen. In der Orthodoxa Tigurinae ecclesiae ministrorum Confessio, 1545 (VD16 B 9772) überhäuft Bullinger Luther allerdings mit zahlreichen ähnlichen Bezeichnungen. In einem Brief an Ambrosius Blarer vom 14. Januar 1546 (HBBW 16, S. 100, Z. 25) bezeichnet Bullinger Luther als furiosus homo. Den Hinweis verdanke ich den Kollegen der Bullinger-Briefwechseledition.
54Fähnlein des Brandmeisters.
55Jer 15,10.
56Luther, Ecclesiastes Solomonis, 1532 (WA 20, S. 163).
57Luther, Von den Letzten Worten, 1543 (WA 54, S. 16–100).
58Luther, Kurtz bekentnis, 1544 (WA 54, S. 156f.).
59Luther, Von den Letzten Worten, 1543 (WA 54, S. 49f.).
60Menius, Von dem Geist, 1544 (VD16 M 4587), Bl. A2r–A3v.
61in böser Absicht verborgen.
62vorgeworfen, zugeschrieben.
63Andreae und Brenz nehmen hier die abgrenzenden Formulierungen des 4. ökumenischen Konzils von Chalcedon 451 auf.
64Luther, Disputatio theologica de homine, These 46 (WA 39 II, S. 95).
65Joh 1,14.
66Joh 2,9.
67Gal 4,4; Kol 1,16; Hebr 1,3.
68Mt 28,18.
69Kol 2,9.
70Phil 2,10.
71Pseudo-Bonaventura [Bernhard von Besse], Centiloquium, Sectio XXVII.
72Mk 16,19; Kol 3,1.
73Mt 28,18.
74Phil 2,9.
75Luther, Von den Letzten Worten, 1543 (WA 54, S. 80f.).
76Ps.-Basilius, Homilia in sanctam Christi generationem II (PG 31, Sp. 1460).
77S. oben Anm. 3.
78S. oben Anm. 4.
79Eber, Pia assertio, 1563 (VD16 E 70), S. 13f.
80Major, Enarratio epistolae Pauli primae ad Timotheum, 1563 (VD16 ZV 1999), Bl. 136v–153r.
81auseinander.
82recht.
83Verbündeten.
841 Joh 1,7.
85Luther, Von den Letzten Worten, 1543 (WA 54, S. 60 und S. 63).
86Vermutlich eine Antwort Jakob Gretsers an Aegidius Hunnius am Wormser Religionsgespräch von 1557. Gretser, Responsum ad Theses Aegidii Hunnii, 1602 (VD17 12:11154G), vermutlich Kapitel XVII (De Romanis Pontificis). Die Stelle lässt sich hier allerdings nicht nachweisen.
87Censura vom 25. April 1564, s. oben Anm. 6.
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